Mittwoch, 13. November 2013

Lang ersehnt und endlich da!




Teil1: Die Hideawaylodge


Bevor ich mich mit den Höhepunkten meiner Zeit im letzten Monat auseinander setze, möchte ich endlich die Gelegenheit ergreifen, um unser derzeitiges zu Hause einmal näher in die Mangel zu nehmen.


Vor ca. zweieinhalb Monaten haben wir uns endlich aus dem Großstadtdschungel Auckland befreit und sind mit Mann und Material in den eisigen Norden Neuseelands aufgebrochen. Wir brauchten Geld und wollten arbeiten. Um es uns zu erleichtern haben wir ein arbeitsvermittelndes Hostel aufgespürt, welches sich auf die Vermittlung von Backpackern spezialisiert hat. Es kam für uns nur die Hideawaylodge in Frage. Hier angekommen waren wir anfangs wie jeder andere ein wenig überfordert mit der Situation.
Die Lodge befindet sich am Rand einer kleineren Stadt und besteht aus einer Ansammlung von bungalow-ähnlichen Ein-Zimmer-Kästen, welche um die beiden Hauptgebäude verstreut liegen. Neben den Wohngebäuden gibt es noch ein für alle zugängliches 
 Badezimmer und ein Poolhaus mit einem erstaunlich großen Pool. 
 Der Hostelbesitzer Brian ist die inoffizielle Berühmtheit Kerikeris, da er sich ein über die Jahre ein alles übergreifendes Beziehungsnetzwerk aufgebaut hat, welches seinen Beruf ungemein erleichtert. Hat man Aufgaben, die erledigt werden müssen oder will sich nicht selber die Hände schmutzig machen, dann ruft man einfach Brian an und der vermittelt dann Backpacker auf Mindestlohnbasis. Dieses System hat sich für die hiesige Agrarwirtschaft so gut bewährt, dass wir selbst in unserem Reiseführer einen ironischen Kommentar über Kerikeri gefunden haben. Dort steht frei übersetzt: Wenn du nach einem rückenzerstörenden, schlecht bezahlten Job sucht, den die Kiwis nicht machen möchte, dann startet dein Abenteuer hier. Leider ist uns dieser wunderbar aufklärende Absatz erst nach einem Monat ins Auge gefallen. Nun denn, so macht man auch seine Erfahrungen.
Hat man seine Ansprüche erst einmal vollkommen heruntergefahren, ist die Hideawaylodge ein wunderbarer Ort. Die Menschen machen es einfach aus. Alle sind offen und freundlich. Ständig werden Partys gefeiert. Jeder hilft jedem mit Kochutensilien oder ähnlichem aus und ehe man sich versieht, sitzt man mit frisch entstandenen Bekanntschaften im Auto und verbringt den Tag an einem der zahllosen Strände der Nordinsel. Zudem lernt man eine ungeheure internationale Vielfalt kennen. Aus allen Enden und Ecken der Welt hat es Backpacker in die Lodge verschlagen. Die einzige Gefahr liegt in der Versenkung. Manch einer verliebt sich in das Leben hier und es gibt ein ige, die schon seit mehreren Jahren hier wohnen.
     

Teil2: Arbeit (Dieser Teil wird mein Karma ins bodenlose ziehen...)


Wie schon oben angesprochen zeigt die Arbeit einem hier eher die eigenen Grenzen auf. Mittlerweile liegen vier Wochen Zucchinipicken hinter mir und ich weiß nun mit definitiver Sicherheit, dass dies für mich keine Option für die Zukunft ist. Ich möchte mich nicht beschweren, aber man fühlt jeden einzelnen der sieben Arbeitstage pro Woche in den Knochen. Vor allem mein Rücken beschwert sich mit wüsten Seitenhieben. Zucchini wachsen am Tag über ein Inch was ein tägliches Abernten unabdingbar macht. Man verbringt den ganzen Tag in vornübergebeugter Haltung und setzt sich jeglichem Wetter aus. Irgendwann gewöhnt sich der Körper daran und ich kann guten Gewissens behaupten, dass mein Immunsystem nun viel widerstandsfähiger ist. Man ist quasi den ganzen Tag draußen und selbst wenn man in seinem Zimmer ist, sind meistens alle Fenster und Türen offen. Ich fühle mich gesund. Trotzdem werde ich froh sein, wenn in drei Wochen die letzten Zucchini geerntet und verpackt sind. Ich habe genug Geld angespart, um dann endlich die Nordinsel von Neuseeland abgrasen zu können.


  Auf den hinteren Fotos ist meine neue Arbeitsstelle zu sehen. Hier wird nicht nur geerntet, sondern auch verpackt. Aufgrund von persönlichen Differenzen mit meinem alten Arbeitgeber und Glück gelang es mir, nun hier unterzukommen. Ich hatte noch nie ein permanent schlechtes Verhältnis mit einer übergeordneten Distanz, jedoch nahm man mich auf der alten Plantage als Rebellen war. Ausgangspunkt war hierbei, dass ich mich im Namen der Gruppe gegen den psychischen Druck unserer Vorarbeiterin gewehrt habe, welche versucht hat über Angst und ständige Kontrolle die Arbeitsmoral der Gruppe zu erhöhen. In der Realität äußerte sich dieses Verhalten in ständigen Schimpftiraden und Drohungen. Uns (im speziellen mir) wurde irgendwann sogar verboten zu sprechen, was ich als absolutes no-go empfunden habe. Wir sind Backpacker und arbeiten körperlich hart auf Mindestlohnbasis und sind dann noch so einem Druck ausgeliefert. So etwas darf nicht unterstützt werden und wenn es dazu führt, dass man rausgeworfen wird, dann ist dies eine bessere Option als sich unterzuordnen. Mir ging dieser Konflikt schon an die Substanz und hat mich gelehrt, dass man nicht alles klaglos hinnehmen darf. Arbeitsmoral spielt eine wichtige Rolle und jegliches Angstverhältnis frisst sich in dich hinein und zerstört dich innerlich. Meine neue Arbeitgeberin gibt mir einen Dollar mehr pro Stunde und während der Arbeit werden auch mal längere Gespräche geführt und Witze gemacht. Es ist einfach angenehm und ich arbeite wesentlich effektiver, obwohl es anstrengender ist.  


Teil3: Außergewöhnliches


Neben der Arbeit gibt es natürlich noch die angenehmen Seiten des Backpackerdaseins. Nachmittags und abends ist immer etwas los. Neulich gab es eine hostelübergreifende Halloweenparty im Poolhaus. Wirklich jeder war verkleidet und der Alkoholpegel stieg im Minutentakt. Es gab ein Feuerwerk und am Ende wurde auf den Tischen getanzt. Näher möchte ich auf dieses berauschende Event nicht eingehen, um meine vorsichtig aufgebaute Autorität nicht gnadenlos mit einem Vorschlaghammer zu zerstören.

Ah, ich habe eine Freundin! Kaum zu glauben, aber wahr. Dieses Bollwerk wurde gestürmt. Und ich kann muss es auch so ausdrücken: Gott sei Dank! 


Das Wesen, welches diese wundersame Aufgabe gemeistert hat, heißt Giulia. Sie ist Italienerin und hat sich gnadenlos durch meine selbst aufgebauten Blockaden geboxt. Wurde aber auch langsam Zeit. Durch sie habe ich gelernt, wie wunderschön es ist, wenn man sich jeden Tag auf jemanden freuen kann. Ihr Temperament und meine zeitweilige Überdrehtheit führen manchmal zu kleineren Konflikten, aber dies ist eine Herausforderung, die ich zu schätzen gelernt habe. Ich genieße jeden Tag mit ihr und bin immer noch überrascht von der Welle an Empfindungen, welche eine solche neuartige Zwischenmenschlichkeit mit sich bringt.

Und so wurde aus der „Jungfrau mit dem gefährlichen Halbwissen“: Robert - der Mann. Danke dafür.

Ach ja: Hier mal ein paar Bilder, für visuellere Erfahrbarkeit. Ich habe es tatsächlich nicht geschafft, sie einigermaßen anzuordnen! 

 

Samstag, 14. September 2013

Schwefel und Wasser



Es regnet gerade in Strömen und ich liege mit meinem PC auf meinem Bett. Gestern und heute lassen sich nicht wirklich trennen, weil wir etwas sehr Verrücktes gemacht haben und sich dafür nur die Nacht angeboten hat. Wie überall in Neuseeland gibt es auch in der Nähe von Kerikeri  hot springs. Dort strömt heißes Wasser aus der Erde und sammelt sich an der Oberfläche. Wir haben uns also nachts mit Badezeug bewaffnet in unser Auto gesetzt und eine dieser als Heilbad genutzten Quelle besucht. Tagsüber wird dieser Ort von Maoris verwaltet und gegen ein Endgeld darf man baden. Im Schutze der Nacht haben wir also den Zaun überwunden und sind heimlich, still und leise durch die schwefelgeschwängerte Luft zu den Quellen geschlichen. Um uns herum strömte Schwefel aus der Erde, selbst gewöhnliche Pfützen blieben  unverschont und blubberten vor sich hin. Über dem Wasser lag ein durch die Wärme verursachter Nebel. Es ist unglaublich, wie warm das Wasser ist. Direkt am Boden ist es teilweise unerträglich warm. Und während wir so langsam begannen, diese überragende Atmosphäre zu verstehen, begann es in dicken, kalten Tropfen zu regnen. Wir saßen also im heißen Wasser der Quellen, um uns herum waberte der Nebel um die Nachtlichter und die Geräusche der Nacht zollten dem Regen mit Schweigen Tribut. Muss ich noch mehr sagen? 

Um drei Uhr nachts gab es dann noch einen Nachtsnack, dem ein Film folgte. Unser selbstgemachtes Essen bricht hier sowieso alle Erwartungen. Neben Curry, Braten und Sojahühnchen, haben wir viel Italienisches wie „Bruschetta“ oder „Vitello Tonnato“ auf den Tisch. Unsere Gruppe wird nämlich durch Giulia aufgewertet. Sie ist Italienerin und versucht mir neben ihren Essensvorschlägen mehr oder weniger erfolgreich italienisch beizubringen. Es wird!

Mittlerweile ist nicht mehr gestern. Unser heutiges Ziel waren wieder einmal Wasserfälle. Da sich mir der tiefmaorische Name einfach nicht ins Hirn brennen möchte, nennen wir ihn einfach Wasserfall X. Wasserfall X ist der Startpunkt eines 3 stündigen Weges durch Sümpfe und Wälder. Manchmal kann man nur über Stege laufen, weil um einen herum nur Wasser ist. Man konnte Vögel und Urzeitfische wie Neunaugen sehen. 


Nur noch wenige Tage trennen uns von einem Langzeitjob, mit dem wir dann endlich unsere Reisekasse um faltbares Geld aufbessern können. Es ist ein klassischer fruit-picking-job. Wenn es gut läuft können wir zwei Monate am Stück Zucchinis pflücken.

    

Samstag, 7. September 2013

Jep, 19



Hello guys!

Jetzt gibt’s erst mal den Hammerschlag: Wir haben endlich ein Auto! Drei Riesen gingen für unseren tiefergelegten Mitsubishi Galant auf Wanderschaft. Jeder Dollar hat sich gelohnt. Jetzt können wir die Strände der Umgebung unsicher machen und sind nicht mehr so an Busse und andere Backpacker gebunden. Zudem lassen sich jetzt besser potentielle Arbeitgeber erreichen, weil wir nun auch Jobs annehmen können, bei denen wir mobil sein müssen. Das i-Tüpfelchen unseres erfolgreichen  Vertragsabschlusses war der Besuch der Whangarei-Wasserfälle, bei denen man bis an den Rand laufen konnte.
In meinen Geburtstag wurde gebührend reingefeiert. Soll heißen: unter großer Mühe und drohender Arbeit am nächsten Tag haben sieben Leute ihren wohlverdienten Nachtschlaf geopfert und sind wachgeblieben. Das hat mich schon berührt. Ich bin wirklich glücklich mit ihrer Gesellschaft. Ach übriges: das Unmögliche ist wahr geworden! Ich bin jetzt offiziell älter als mein Zwillingsbruder. Dank Zeitverschiebung hatte ich 10 Stunden vor ihm Geburtstag. Tja Alex, so sieht´s aus!
Am nächsten Tag gab es dann eine fette Party mit dem gesamten, internationalen Mosaik, welches die Hidewaylodge bunt färbt. Leider gönnte mir Brian diesen Trubel nicht und drückte mir für den Samstag einen 8 Stundenjob aufs Auge. Das ist natürlich ein Grund, aber kein Hindernis!
Der Job bestand aus dem Installieren einer Giesanlage auf einer Zucchinifarm. Mein jungfräulicher Rücken schmerzt nun vom vielen Bücken, aber die Arbeit wurde ungemein durch meinen französischen Mitarbeiter Namens Victor (gesprochen: Victeeeeur) versüßt. Es gibt anscheinend nichts Verlässlicheres als französischen Charme, wie mir die glänzenden Augen unserer Arbeitgeberin verrieten. Zum Schluss durfte ich sogar ein Babyschaf mit Milch füttern! 115$ später sitze ich wieder im Hostel, aus dem ich jetzt gerade schreibe.    

Sonntag, 1. September 2013

Essen macht glücklich

Hello fellows!

Aufgrund fehlender angesteuerter Sehenswürdigkeiten heute mal ein paar Gedanken. Während das Roastbeef friedlich im Backofen liegt lässt es sich nämlich gut schreiben.

Gestern ist mir klar geworden, dass ich derzeit mit meiner gesamten Situation zufrieden bin. Sicher, Komfort ist hier ein Fremdwort und wenn man sich duschen möchte, muss man halbnackt durch die Nacht rennen, weil man seine Sachen nirgendwo in der Gemeinschaftsdusche ablegen kann. Das ist es nicht. Vielmehr kann man hier einfach mal den Kopf leer bekommen. Ich muss keine Gedanken über die weiter entfernte Zukunft machen. Ich bin endlich von dieser alles einehmenden Was-verdammt-noch-mal-studiere-ich-Frage weg, ich lebe quasi einfach für die nächsten ein bis zwei Wochen und das ist so entspannend!  Endlich kein Druck mehr. Und trotzdem lerne ich hier das Leben kennen. Hier wird man ständig gefordert und wenn man nicht wagt, hat man keine Arbeit und nur Nachtteile. Es gibt so viele Möglichkeiten, so viele Wege die man gehen kann. Wenn man reisen will, reist man einfach. Lernt man jemanden kennen, der cool ist, dann macht man halt mit ihm/ihr die Gegend unsicher. Außerdem ist immer irgendwo was los. Und man lernt Grenzen zu ziehen.

Das Roastbeef war übrigens der Hammer!! Gott im Himmel, ich habe selten etwas so Gutes gegessen, was durch Beteiligung meiner eigenen Hände entstand. Es ist sowieso erstaunlich, was bei uns in letzter Zeit alles verzehrt wurde. Entweder macht Not wirklich erfinderisch, oder wir sind wirklich gut geworden, was kochen betrifft. Hier zeigen sich übrigens die Stärken von Gemeinschaft. Wir sind ein fester Kern aus fünf Leuten und irgendjemand hat immer eine gute Idee oder ist von Nutzen. Außerdem macht das  Filmschauen am Abend mit mehr Leuten einfach wesentlich mehr Spaß.

Ein Schatten liegt jedoch über unserem Glück. Der Hostelbesitzer Brian hat kurzerhand Urlaub genommen und die Verantwortung in die Hände seiner Putzbrigade gegeben. Das heißt im Klartext, dass es für uns bisher noch keine Jobs für die kommende Woche gibt. Gott sei Dank hat sein Roadtrip morgen ein Ende und er wird uns wieder mit seiner geschäftigen Anwesenheit beehren.

Dann macht es mal gut!
Grüße aus der Hideaway Lodge

Donnerstag, 29. August 2013

So muss es sein!

Hallöchen!
Die Tage ziehen so dahin. Mittlerweile habe ich meinen vierten Arbeitstag hinter mich gebracht. Seit Mittwoch arbeite ich mit Sven und Daniel in einer „Citrus Nursery“. Das ist ein Betrieb, in dem Orangen- und Zitronenpflanzen aufgezogen und dann weiterverkauft werden. Wir arbeiten auf Contrakt-basis. Das bedeutet, dass wir für Masse und nicht für Zeit bezahlt werden. Unser Job ist das Einpflanzen der saplings (Sprösslinge) in Plastiktöpfe. Pro Topf bekommen wir 14 Cent. Das mag im ersten Augenblick viel klingen, bedeutet aber im Klartext, dass wir ungefähr 10 - 15 Sekunden für eine Pflanze haben, um im Endeffekt auf ein angenehmen Endgeld zu kommen. Andererseits spornt diese Art der Bezahlung natürlich sehr zur Perfektionierung der eigenen Arbeitsschritte an. Und so kam es, dass wir den vorherigen Einpflanzrekord um sage und schreibe 1415 Pflanzen überboten haben!!! Wir haben an einem Tag zu dritt in 8 Stunden 3315 Pflanzen eingepflanzt! Damit kommen wir auf einen Tageslohn von ca. 150 NZ$ pro Person. Da soll mal einer sagen, wir Deutschen könnten nicht schuften. Es ist zwar anstrengend, aber die Erfolge spornen immer weiter an. Zudem sind unsere Arbeitgeber supernett. In den Pausen gibt’s Schwarztee und selbstgebackene Kekse. Sie versuchen es einem so angenehm wie möglich zu machen und haben uns sogar einen ganzen Sack Orangen geschenkt. Noch nie ist mir ein solches Geschmackserlebnis durch Orangen zuteil geworden.
Am coolsten ist jedoch ihr  34 jähriger Sohn Tim. Seit seinem 16. Lebensjahr sitzt er im Rollstuhl, weil er einen Motorradunfall hatte. Er sieht aus wie Channing Tatum, klingt wie ein Unterbildsprecher und ist ein lebensfroher Zeitgenosse. Wir verstehen uns einfach super. Nachdem ich ihm meine Musik auf einem Stick mitgebracht habe, hat er mich mit in seine Hobbywerkstatt genommen. In seiner Freizeit baut er aus Motorradmotoren Carts. Das sind Strandbuggy-ähnliche Autos, mit denen er bis auf 190 km/h beschleunigen kann! Er ist so beeindruckend. Trotz seines zerstörten Körpers ist er so lebendig und eine absolute Bereicherung.  Ich wünschte manchmal, ich würde ihn mehr verstehen, aber die Neuseeländer sprechen leider oft, als hätten sie Steine im Mund. Man muss richtiggehend warmwerden, bevor man das meiste versteht. Mittlerweile weiß die Familie aber, dass die ersten beiden Stunden des Tages für uns eine große Herausforderung darstellen. Sie wiederholen das Gesagte jedoch sehr geduldig.
Witzig war, als wir heute voller Erstaunen gefragt wurden, warum wir deutschen denn rohes Fleisch essen würden. Für die Neuseeländer ist es absolut undenkbar, Gehacktes pur auf´s Brötchen zu machen. Wir wurden sogar gefragt, ob uns denn der Blutgeschmack nicht abschrecken würde. Wir haben uns (nicht ganz ohne heimlichen stolz), ein wenig wie Barbaren gefühlt.
Das Wetter ändert sich wie üblich von Stunde zu Stunde. Man kann sich aber gut daran gewöhnen. Dieses Wochenende holt sich Tom endlich ein Auto, sodass wir die Strände abklappern können.
Wörter des Tages: „smoko“ für Raucherpause und „breaking the habit“.
Cheers
Robert

Sonntag, 25. August 2013

Regenbögen für Alle

Good day Sweetasses,

Ich fühle mich wie geläutert. Die Nebenwirkungen meines ersten Arbeitstages waren 3 Tage in Form eines galanten Rückenmuskelkaters für mich und damit auch der gesamten Zimmerbesetzung spürbar. Gott sei Dank wird der Job mit moderaten 15 NZ$ pro Stunde ohne Abzug sämtlicher Steuern, da Schwarzarbeit, honoriert.  Mulchen, also das Verteilen der Abfälle einer Holzfabrik auf Rabatten mit Körben und Schubkarren, gehört definitiv nicht zu den Dingen, die zur Passion werden könnten. Man beginnt sich tatsächlich über alltägliche Dinge Gedanken zu machen und erfreut sich an Nebensächlichkeiten wie einem Bett und Essen auf dem Tisch. Nachdem ich also von dieser Schufterei gekostet habe, hoffe ich auf eine bessere Jobs in der Zukunft. Soll heißen, ich flehe zu Gott.
Spaß beiseite, so schlimm ist es nicht. Ich habe jetzt aber definitiv mehr Respekt gegenüber harter, körperlicher Arbeit. Mulchen steht Gott sei Dank nur zweimal die Woche an. Ansonsten war die Jobbörse bisher nicht so ergiebig, aber ich habe alle Mitbewohner von „Game of Thrones“ überzeugen können, und so saßen wir die letzten beiden Tage zusammengepfercht auf beiden Etagen unseres Hochbettes und haben Filme geschaut. Auch mal schön, vor allem wenn es draußen wie aus Eimern regnet. In Kerikeri regnet es wirklich jeden Tag, deshalb ist hier auch alles so grün. Selbst wenn der Himmel sprichwörtlich himmelblau ist und kein Wölkchen das Blickfeld trübt, kann es in der nächsten Zeit mit regnen anfangen. Irgendwann gehört es einfach dazu.
Eine tolle Erfahrung im Regen war der Besuch der Rainbow-Wasserfälle. Diese sind ungefähr 20 Meter hoch und beim Sturz des Wassers entsteht so viel Nebel, dass zwangsläufig Regenbogen bei richtiger Sonneneinstrahlung entstehen. Sie haben zwar nicht den Doppelregenbogen bei unserer Ankunft getoppt, waren aber das i-Tüpfelchen dieses Ausflugs. Die Natur hat sich wieder einmal von ihrer besten Seite gezeigt und uns alle verzaubert. Wir haben wilde Orangen gefunden und verzehrt und den Ausblick genossen.
Morgen wird endlich wieder Mulch verteilt (juhu…). Aber es muss sein, weil das Geld schnell schwindet. Nahrungsmittel werden hier anscheinend mit reinem Gold aufgewogen. Man sollte also sein Geld von nun an in Käse investieren.
Fotos werden nachgeschickt.

Mittwoch, 21. August 2013

Hoch im Norden

Kia Ora!

Die erste Woche in Neuseeland neigt sich dem Ende zu. Es ist kaum zu glauben, dass es nur eine Woche war, so viel ist bisher passiert. Die erste wirkliche Neuseelanderfahrung haben wir direkt in Auckland machen können. Nachdem der ganze Bürokratieberg nach und nach abgetragen war, haben wir die Gunst eines sonnigen Tages genutzt und sind mit der Fähre nach Waiheke Island gefahren. Die Insel ist ein einziger Traum. Egal wo das Auge hinsieht, alles ist grün oder blau. In den Buchten liegen die Segelboote der Neuseeländer. Wenn man die Fähre verlässt findet man sich quasi sofort in einem dschungelähnlichen Wald wieder. Alles summt, zwitschert und vibriert. Wir sind aus dem Staunen einfach nicht mehr rausgekommen. Es war einfach wunderschön. Die Luft ist sehr rein und dementsprechend verbrutzelt man augenblicklich, wenn man aus dem Schatten tritt. Die Sonne ist wirklich unerbittlich und man kann sich sogar an regnerischen Tagen einen Sonnenbrand holen, wenn sie es dann doch mal für 20 Minuten durch die Wolken schafft. Waiheke Island war fast schon eine spirituelle Erfahrung. Wir waren alle hin und weg.

An das Hostelleben kann man sich richtiggehend gewöhnen. Immer ist irgendwas los. Wir sind in Auckland in ein Achterzimmer umgezogen. Dort hat man zwar nie wirklich seine Ruhe und die Nächte lassen an Schlafintensität zu wünschen übrig, aber die Guys sind mehrheitlich supernett und sehen über vieles hinweg. Am letzten Abend in Auckland hat uns ein Franzose aufgegabelt und mit uns das berühmt-berüchtigte Trinkspiel „Ring of Fire“ gespielt. Gott im Himmel, das sollte erstmal für den nächsten Monat reichen. Mit einem kleinen Kater wurde dann ausgecheckt und es ging los nach Kerikeri.

Es regnet hier ununterbrochen. Die Natur ist einfach unglaublich schön. Die Berge sind vollständig bewaldet und alles leuchtet grün. Man merkt den Städten an, dass sie nur auf 300-400 Jahre Geschichte zurückblicken
können. Das neue Hostel liegt mitten in der Natur und ist ein wenig heruntergekommen, was mich aber nicht stört. Bryan der Hostelbesitzer hat uns gleich Arbeit für den nächsten Tag beschafft. Morgen geht es also los.

Liebe Grüße nach Deutschland

Robert

P.S: ich kann leider mit meiner neuen Nummer keine ankommenden Anrufe aus Deutschland annehmen, weil es ein Prepaidvertrag ist und ich kein Guthaben für Auslandsgespräche draufladen kann. Anrufen werde ist später mal von einer anderen Nummer.